Warum die Kinobranche vor allem die junge Zielgruppe verliert

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Digitalisierung heißt Faulheit ohne Ende. Ein Satz von Prof. Michael Paetsch während einer Panel-Diskussion am 17.5.2018 auf dem Kino Kongress 2018 in Baden Baden, der mir gut in Erinnerung geblieben ist.


Doch beginnen wir mit etwas Positivem.
Spätestens seit der Veröffentlichung der letzten FFA-Studie ist eines klar – Netflix ist nicht der Feind der Kinobetreiber. – Denn wie diese Studie nun zeigt, sind SVoD-User auch überdurchschnittliche Besucher von Lichspieltheatern. D.h. also – wer Netflix schaut, geht trotzdem auch (noch) ins Kino. Und das nicht zu wenig!


Weitere Erkenntnisse der FFA-Studio „Kinobesucher 2017“

Im vergangenen Jahr hat mehr als jeder zweite SVoD-Abonnent (55%) einen Film im Kino gesehen, während bezogen auf die gesamte deutsche Bevölkerung lediglich gut jeder Dritte (37%) mindestens einmal im Kino war.

Auch interessant:

Link: Download der FFA-Studie als PDF

Hat die Kinobranche also gar kein Problem?

Doch, denn wie die neue FFA-Studie auch zeigt, bricht das wichtigste Kinopublikum (20-29 Jährige) langsam aber sicher weg. Im 6-Jahresvergleich sieht man einen Rückgang um 36% dieser Zielgruppe. D.h. über 1/3 der 20-29 Jährigen Kinogänger sind in den letzten Jahren verloren gegangen bzw. gehen gar nicht mehr ins Kino. Und genau in dieser Zielgruppe fischt auch NETFLIX bzw. andere SVoD-Anbieter.

ffa studie 2017 alter kinobesucher ausschnitt


NETFLIX bietet seinen Konsumenten/Abonnenten ein extrem komfortables Film- und Serien-Erlebnis zu einem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis. Nervige Werbung? - Fehlanzeige. Stundenlanges Zappen bis man vielleicht etwas Sehenswertes im TV entdeckt? - Zu zeitaufwändig.
Klopause während einem spannenden Film? – Kein Problem, der Pause-Knopf macht`s möglich. All das will Mann/Frau – und vor allem die jungen Leute - heute nicht mehr missen.
Hinzu kommt, dass die Menschen wählerischer geworden sind wie sie mit ihrer Freizeit umgehen – Netflix bietet einen einfachen, günstigen (!) Zugang zu personalisiertem Unterhaltungscontent. Und genau das ist es, was NETFLIX so erfolgreich macht.

Die Zeichen stehen auf Sturm und die Kinobranche wäre gut beraten sich hier nach allen Seiten zu öffnen. Die aktuellen Zahlen von 2018 (April- und Mai- Besucherzahlen) verheißen ncihts gutes. Und die WM 2018 steht schon vor der Tür.

Herr Professor Paetsch von der Uni Pforzheim in Deutschland hat es bei der Panel-Diskussion (Thema: 150 Mio. Kinobesucher – warum eigentlich nicht?) auf der Kinomesse 2018 in Baden Baden mit folgender Aussage auf den Punkt gebracht:

Niemand will heute noch für einen super super super schlechten Film am Montag Abend das selbe Zahlen wie für einen super super super tollen Film am Freitag Abend.

Im Vergleich mit anderen Branchen, sei das Geschäftsmodell der Kinobetreiber unterirdisch. Als Vergleich bringt er hier ein Beispiel der Lufthansa. Die Lufthansa fliegt am Freitag, nach 17 Uhr für € 500 von Düsseldorf nach München. Am Montag um 12 Uhr fliegt sie aber um € 69,- hin und zurück. Das sei deshalb so, weil die Fluglinien, genauso wie die Hotellerie bestrebt ist ihre Flieger/Hotels voll zu kriegen. Sein Rat ist, dass sich Kinobetreiber und Verleiher bald zusammensetzen und gemeinsam (!) das bisherige Geschäftsmodell zu überarbeiten bzw. zu überdenken und zu optimieren.

Ergebnis einer Coca-Cola Studie zur Entwicklung der Kinobesuchszahlen (immer weniger der 16-39 Jährigen gehen ins Kino)

Bild: Ergebnisse einer GFK Befragung von Coca Cola - bestätigen die Erkenntnisse der FFA-Studie "Kinobesucher 2017"

Die Junge Leute wollen (Kino) Erlebnisse!

Patrick von Sychowski (Internationaler Berater für Kinos & Editor bei celluloidjunkie.com) sieht einen weiteren Trend, weg vom Kinobesuch, hin zum (Kino) Erlebnis:

..Die Leute, und insbesondere die jungen Leute, wollen Erlebnisse. Sie zahlen heute mehr für etwas das sie auf Instagram teilen können…

Zitat: Patrick von Sychowski

Ein weiteres Problem das die Kino/Filmbranche derzeit noch hat ist, dass sie ihre Kunden gar nicht bzw. viel zu wenig kennt. In Zeiten der Digitalisierung ist es für das Überleben einer Branche essentiell wichtig, die Vorlieben ihrer Kunden zu kennen und sie punktgenau erreichen zu können.

Mit unserer CINN Kino App möchten wir den Kinobetreibern und auch den Filmverleihern/Studios helfen, diese digitalen „Versäumnisse“ aufzuholen bevor es zu spät ist.
Wir machen mit unserer CINN App den Kinobesuch zu einem Kinoevent (mit Mehrwert für den Kino-Kunden: Leute kennen lernen, günstiger ins Kino gehen als Gruppe).
Gleichzeitig bieten wir auch den Kinobetreibern eine Möglichkeit an, mittels Zugang zu SMART DATA (Kinobetreiber CRM) einen personalisierten digitalen Kommunikationskanal zu ihren Kunden aufzubauen und langfristig zu nutzen.

Unsere Vision: eine Pokemon Go like App für Kinobesucher

Doch das ist erst die Spitze eines Eisberges an Ideen die wir haben, wie man es schaffen kann, dass die jungen Leute wieder öfter ins Kino gehen. Dabei wollen wir das Pokemon-Go-Rezept ummünzen auf die jungen und jung gebliebenen Kinobesucher. Unsere Vision: Eine Pokemon-Go App für Kinobesucher. Wie man das schafft? Indem man sich den Spieltrieb der Jugend zunutze macht, mit cleveren Belohnungsmechanismen (Gamification) Erfolgserlebnisse schafft, und zugleich spielerischen Wettbewerb ermöglicht.
Wir wollen eine Kino App verschmelzen mit den Grundfunktionen einer Gaming-App. Ob die Zeit reif ist für eine solche App, wird sich zeigen. Was meinen Sie? Ist die Branche bereit für etwas Neues?

Was meinen Sie?
Wir sind immer interessiert an neuen Entwicklungen, Trends und freuen uns über jeden Meinungsaustausch – egal ob sie Kinobetreiber, Filmverleiher oder Kinobesucher sind - Schicken sie uns gerne ihre Nachricht an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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